Samstag, 14 November 2015 18:55

AUS der Traum......?

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Sind Freiheit und Frieden nur Illusion?

Wie oft habe ich dort oben gesessen und auf das endlose Häusermeer hinabgeblickt?
Dort oben, auf den Stufen vor Sacre Coeur, hoch über den Dächern von Paris.

Einmal mit meinen Kindern hier sitzen, Ihnen den herrlichen Ausblick auf eine friedliche und schöne Welt zeigen zu können, das war immer ein Wunsch von mir.
Ein Wunsch der in Anbetracht der aktuellen Ereignisse verblasst.

Oft saß ich dort oben, lauschte den Gitarrenklänge der Straßenmusiker.
„Give peace a chance!“ klang es durch den lauen Sommerabend der noch heilen Welt.
Ein Lied meiner Generation, ein Gedanke der mich durch mein Leben begleitete.

Frieden und Freiheit sind mir wertvoll, kenne ich doch noch die Angst des kalten Krieges.
Im Supermarkt stand ich während der Kubakrise vor, in Panik leergekauften, Regalen.
Sehe die Angst in den Augen der vor dem Radio Sitzenden: „gibt es wieder Krieg?“
Mit Zigtausenden Pragern stand ich auf dem Wenzelsplatz und brüllte russische Panzer nieder, kämpfte um die Freiheit und lief letztlich um mein Leben.
Gibt dem Frieden eine Chance!
Welch ein Tag, als die Mauer fiel, die europäischen Grenzen schwanden.
Nicht nur über den Wolken, auch hier unten, schien die Freiheit endlos zu werden. Dafür hatte meine Generation gekämpft!

Mit der Kulturrevolution der Achtundsechziger haben wir nicht nur Hippies und Lieder des Friedens entstehen lassen.
Wir haben gegen den Vietnamkrieg protestiert, alte Zöpfe von (doppelter) Moral abgeschnitten, autoritäre Führung und Erziehung ebenso abgeschafft wie Dogmen und Prügelstrafe.
Wir wollten eine freie und bessere Welt.   
Heute bin ich enttäuscht, entsetzt und fassungslos, überlege warum dies alles anders gekommen ist.

Die gerade entstandenen „Grünen“ waren in den sechziger Jahren die Hoffnung der Jugend.
Mit Fahrrädern wollten sie zu den Parlamentssitzungen fahren versprachen sie. In denen sitzen sie heute und schaffen Deutschland ab.
Die Parteien haben sich angekuschelt an die Ideologie der Großkonzerne, große Politiker sind zur Rarität geworden und die Menschen zur Nebensache.
Da wir im globalen Zeitalter leben, direkt weltweit.

Es waren westliche Regierungen, welche die Freiheit und Demokratie für andere Völker beschlossen!
Ohne sie zu fragen oder zu schauen ob sie reif dafür sind wurden Diktatoren gestürzt, Menschen getötet und entehrt, anschließend ganze Länder im Chaos hinterließen. DAS war die Brutstätte des Terrors, zudem gut bestückt mit von uns gelieferten Waffen.      

Die Börsenkurse jubelten, während Menschen starben, litten und weinten.
Wir haben weggeschaut in unserem westlichen Wohlstand.
Selber bin ich ebenso wenig auf die Straße gegangen wie Alle anderen auch.
So manches habe ich kommen sehen, auch wenn ich nicht geschwiegen habe… war ich vielleicht nicht laut genug?
Heute haben wir ein Europa, wie wir es ganz bestimmt nicht wollten, hätten wir es verhindern können?

Nein - ich glaube ich möchte nicht mehr über den Dächern von Paris sitzen.
Die Seine ist angeschwollen von den Tränen tausender schmerzerfüllter und trauernden Menschen, das ist nicht die Welt, welche ich meinen Kindern präsentieren wollte…..

Stattdessen werde ich froh sein, wenn uns Allen, aber auch meinen Kindern und mir, solche Terroranschläge in Zukunft erspart bleiben.
Aber das mag genauso eine Illusion sein wie der ewige Traum vom Frieden den alle Menschen seit Ewigkeiten träumen.

Rene Krombholz




Letzte Änderung am Donnerstag, 17 Oktober 2019 15:49