Samstag, 04 Juli 2015 21:53

Zwischen Brüssel, Berlin und Ägäis

Zwischen Brüssel, Berlin und Ägäis olly - Fotolia

Die Kehrseite der griechischen Medaille

Griechenland die Wiege der Philosophie, die Wiege unserer Demokratie und Kultur.
Jetzt philosophieren wir, was ist daraus geworden?
Nicht nur aus Griechenland, sondern auch aus Demokratie und Kultur, dieses auch bei uns.

Um die Probleme der griechischen Steuer-, und Rentenpolitik, um Fehler die in diesem Land gemacht wurden wissend, bleibt mir unser Beitrag zur Misere dieses Landes nicht verborgen.

So wundert es dann, wenn verächtlich die Nase gerümpft wird, ob dieses Pleite Staates.
Wir haben ja gut lachen, uns geht es gut - obwohl Deutschland in den letzten 100 Jahren drei Staatspleiten mehr hingelegt hat als Griechenland. Somit eigentlich kein Grund über andere die Nase zu rümpfen.

Noch vor wenigen Wochen zu lesen, Kommentare wie: „…kein Wunder jeden Tag Mittagspause!“ und auf die deutsche Tugend Fleiß verweisend: „keine richtige Arbeitsmoral bei den Helenen…!“
Aktuell erleben wir griechische Temperaturen, stöhnen, machen frei und oder Mittagspause. Sind wir auch schon so faul geworden wie die Griechen?

Der Eintritt in die Euro Zone erfolgte 2001, die Defizite der Bilanzzahlen wurden bereits vor dem Eintritt auch im Bundestag debattiert-und toleriert.
2004 wurden die Defizite deutlicher, langjähriger Berater der griechischen Regierung war die US Investbank Goldman und Sachs.
Ein Schelm wer hier bei Böses denkt ….

Bereits 2009 wurde vom Präsidenten Papandreou ein harter Sparkurs für das ganze Volk verordnet.
Im Dezember des gleichen Jahres stuften Ratingagenturen die Bonität des Landes massiv herab, stürzten es erst richtig in die Krise.

Deutschland hat von Beginn an Kredite zur Verfügung gestellt, daran aber allein in der Zeit von 2010-2014 gesamt 360 Millionen € an Zinsen verdient.
Das übersieht der deutsche Bürger, stöhnt vielmehr dass für viele Bereiche unseres täglichen Lebens nicht genügend Geld zu Verfügung steht.
Gleichzeitig subventioniert der deutsche Steuerzahler jährlich mit zig Milliarden deutsche Großbanken und Großkonzerne, auch solche, deren Führungsriege wegen Korruption, Betrugs und Manipulation auf der Anklagebank sitzen.

Zu Zeiten der strikten Sparmaßnahmen des griechischen Staates zahlten deutsche Rüstungskonzerne zig- Millionen €uro Schmiergelder an griechische Abgeordnete, um Kaufverträge in Milliardenhöhe abzuschließen, wohl wissend dass das griechische Volk schon darbte.
Waffen und Güter, die dieses Land eigentlich gar nicht brauchte…und nicht bezahlen konnte.

Wer hat einmal darüber nachgedacht, was die Schlangengurke aus Griechenland, Stückpreis 0,37 € dem dortigen Erzeuger an Ertrag bringt von dem er leben muss? Das betrifft viele andere Produkte ebenso, aber die Einkäufer unserer Lebensmittelkonzerne wissen: bei uns muss alles noch billiger sein, auch wenn wir schon die billigsten Lebensmittelpreise in ganz Europa haben. Geiz ist doch sooo geil!

Wir sind Weltmeister in vielen Dingen, wenn es um Mitgefühl und Menschlichkeit geht, wohl eher nicht.
Wir schreien: „raus aus dem Euro, wir haben selber kein Geld!“ und empfinden das als demokratisch.
Das ist die heutige Kultur in unserem Land.

Die griechische Regierung indess ist unerfahren, steht zwischen den Fronten der eigenen Partei, dem Volk und der Troika.
Diese wiederum entscheidet kommerziell und verdient Millionen an den Krediten.
Das Geld kommt bei den maroden Banken an und nicht bei den Bürgern.
Wem soll geholfen werden? Den Banken oder den Menschen? So manches von dem was sich da abspielt hat System, nämlich ein kommerzielles.
In unserem Land haben wir ein gut funktionierendes Steuersystem, warum bringen wir den Griechen nicht bei, wie man Steuern eintreibt oder die Wirtschaft aktiviert?

Das griechische Volk wird jetzt in einem Referendum selber abstimmen wohin es will.
Wie es sich auch immer entscheiden wird, es wird auch uns beeinflussen, ob wir wollen oder nicht.
Ebenso, wie wir zu dieser Miesere beigetragen haben….

Ich wünsche Ihnen einen guten Neuanfang – wie auch immer!
Rene Krombholz

 

Letzte Änderung am Sonntag, 05 Juli 2015 08:10