Anton Josef Binterim

Binterim war mehr als nur Pfarrer

sein Wirken, sein Einfluss und sein Ansehen gingen bedeutend weiter. Er ragte hervor als Theologe und Kirchenhistoriker und besaß auf beiden Gebieten erstaunlich umfassende Kenntnisse. Er war wirklich eine Leuchte der Wissenschaft und ohne Zweifel das gelehrteste und berühmteste Mitglied des kölnischen Seelsorgsklerus. So urteilt über Binterim Professor Heinrich Schrörs, einer der besten Kenner der Kirchengeschichte des vorigen Jahrhunderts. Auch der Jesuit Pfülf, der Binterim keine volle Gerechtigkeit widerfahren lässt, kann nicht umhin, ihn einen der verdientesten und wohl den angesehensten Priester der Erzdiözese Köln zu nennen.

Schon im Jahre 1831 äußert sich der Erzbischöfliche Generalvikar Hüsgen in einem offiziellen Schreiben an Binterim: Ihr ausgebreiteter literarischer Ruf und Ihre vielen und großen Verdienste um die katholische Religion haben Sie auf einen höheren Standpunkt erhoben, als jener ist, auf welchem die übrigen Pfarrer stehen.

1807 entfaltete Binterim eine erstaunliche Tätigkeit als theologischer Schriftsteller.

Gerade durch seine Schriften hat er sich den größten Ruhm und vielleicht die meisten Verdienste erworben, da sie, unmittelbare aus den Quellen der altkirchlichen Literatur und Geschichte geschöpft, ein vorzügliches Mittel wurden, die unkirchlichen, in seichtem Rationalismus befangenen Richtungen seiner Zeit zu bekämpfen und zur Wiederherstellung kirchlichen Lebens kräftig und nachhaltig zu wirken.

Binterims gelehrte Schriften machten seinen Namen weithin bekannt und bereiteten ihm hohe Auszeichnungen: Zwei Universitäten beehrten ihn mit dem Doktordiplom, die zu Würzburg 1821 und die zu Löwen 1852. Der König der Niederlande verlieh ihm die goldene Medaille für Kunst und Wissenschaften, Papst Leo XIII. den Orden vom Goldenen Spom.

Außerdem wurde er 1826 Mitglied der römischen Akademie und 1848 Mitglied der Prager Universität.

Binterims Hauptwerke sind:

1. Die vorzüglichsten Denkwürdigkeiten der christkatholischen Kirche (7 Bde., 1825-41, 2. Aufl. 1838 ff.), Noch heute auf seinem Gebiete das vollständigste und bezüglich der doktrinellen Darstellung verläßlichste Werk, welches die katholische Literatur besitzt.

2. Pragmatische Geschichte der deutschen Konzilien (7 Bd., 1835-48, z. T. in 2. Aufl. seit 1851), die erste kritisch bearbeitete Geschichte der deutschen National-, Provinzial- und vorzüglichsten Diözesankonzilien vom vierten Jahrhundert bis zum Konzil zu Trient.

3, Die alte und neue Erzdiözese Köln, bearbeitet im Verein mit Mooren (4 Bde., 1828-30).

Außerdem verfasste Binterim über fünfzig theologische Einzelschriften, von denen die meisten eine Fülle historisch-archäologischen Material enthalten. Diese Schriften sind alle für die Zeitgeschichte des Verfassers höchst beachtenswert; denn in allen kirchlichen Fragen, die seine Zeit beweg¬ten, fand man ihn gerüstet, und sobald er die Kirche, ihre Lehre und ihre Rechte bedroht sah, war er mit einer gediegenen Schrift zur Stelle, durch die er Klarheit schaffte oder Angriffe abwehrte. Namentlich waren es die hermesianischen Streitigkeiten, die Kölner Wirren in den Tagen des Erzbischofs Klemens August von Droste-Vischering und die durch das Revolutionsjahr 1848 veranlassten, auf Weckung eines freien innerkirchlichen Lebens zielenden Bestrebungen, die ihn zur Feder greifen ließen.

Die zahlreichen Federkriege, die er mit den namhaftesten Zeitgenossen, Katholiken oder Nichtkatholiken, führte, endeten fast alle mit seinem Triumphe. Daher war er in gefürchteter Gegner, und man wagte es nicht leicht, ihn mit offenem Visier anzugreifen, verlegte sich aber desto mehr auf unredliche Angriffe und Verdächtigungen unter dem Deckmantel der Anonymität. Am meisten hasste ihn der Hermesianer, denen gegenüber er stets den strengkirchlichen Standpunkt mit größter Entschiedenheit vertrat. Er galt geradezu als das geistige Haupt der Orthodoxen unter den kölnischen Geistlichen, während der scharfsinnige und gelehrte Domkapitular München anerkannter Vertrauensmann der hermesianischen Partei war.

Letzte Änderung am Sonntag, 02 Februar 2014 12:28