Sonntag, 28 September 2025 09:45

Demokratie, Demonstration und Dissonanz

Ein Blick auf die Palästina-Demo in Düsseldorf

Am Samstag 27.09.2025 versammelten sich laut polizeilichen Schätzungen rund zwölfeinhalbtausend Menschen in Düsseldorf, um im Rahmen einer Palästina-Demonstration ihre Solidarität mit den Menschen im Gazastreifen auszudrücken. Nach Angaben der Veranstalter sollen es sogar über 20.000 gewesen ein.  Die schiere Größe der Veranstaltung brachte die Stadt an ihre logistischen Grenzen: Ein massives Polizeiaufgebot, gesperrte Straßen und ein weitgehend lahmgelegter Verkehr sorgten für Unmut – insbesondere bei Autofahrern und lokalen Geschäftsinhabern. Die deutlich verspätete Startzeit der Demo verstärkte die Frustration zusätzlich.

Doch ist dieser Unmut allein verantwortlich für die Vielzahl an kritischen Stimmen in den sozialen Netzwerken? Zweifel sind angebracht. Denn die Reaktionen reichen weit über Verkehrsfragen hinaus – sie berühren Grundsatzfragen unserer Gesellschaft.

„Warum nur bei uns?“ – Ein oft gehörter Vorwurf

Ein wiederkehrender Kommentar lautet: „Warum dürfen die das hier? Unser Staat lässt alles zu.“ Diese Aussage greift zu kurz. Weltweit gehen Menschen auf die Straße, um gegen die humanitäre Katastrophe im Gazastreifen zu protestieren – von London über Paris bis New York. Die deutsche Verfassung garantiert das Recht auf Versammlungsfreiheit. Dieses Grundrecht ist ein Eckpfeiler unserer Demokratie und sollte nicht leichtfertig infrage gestellt werden.

Natürlich kann eine Demonstration untersagt werden – aber nur bei triftigen Gründen wie Gefährdung der öffentlichen Sicherheit. In solchen Fällen greift ein Schnellverfahren beim Verwaltungsgericht, das die Entscheidung überprüft. Die Hürden für ein Verbot sind bewusst hoch, denn Meinungsfreiheit ist kein Privileg, sondern ein Recht.

Ein friedlicher Protest NEIN – Fußball Risikospiele JA?

Zwölfeinhalbtausend Menschen demonstrierten friedlich – ohne nennenswerte Zwischenfälle. Ein solcher Verlauf wäre bei manchem Bundesliga-Spiel wünschenswert. Die Kosten für Polizeieinsätze bei Fußballspielen sind ebenfalls hoch, doch selten Anlass für vergleichbare Empörung.

Warum nicht im Heimatland demonstrieren?

Diese Frage lässt sich mit einem Blick auf die Nachrichten beantworten. Wer die Bilder aus dem Gazastreifen sieht – zerstörte Häuser, Trümmerlandschaften, leidende Zivilbevölkerung – erkennt schnell, dass dort keine sichere Umgebung für Proteste existiert. In solchen Situationen wird das Demonstrieren zum Privileg, das nur in stabilen Demokratien möglich ist.

Das kostet alles unser Geld“ – Ja, aber…

Auch das ist korrekt: Große Demonstrationen erfordern Ressourcen. Doch das gilt ebenso für andere gesellschaftliche Ereignisse – ob Fußballspiele, Karneval oder Großkonzerte. Demokratie ist nicht kostenlos, aber sie ist unbezahlbar.

Demokratie und ihre Zumutungen

Demokratie bedeutet auch, Meinungen auszuhalten, die man nicht teilt. Das hat auch mit Respekt zu tun und betrifft nicht nur die Demonstration selbst, sondern auch die teils hitzigen Kommentare im Netz. Doch gerade dort, wo Menschenrechte verletzt, Familien ausgelöscht und Landstriche dem Erdboden gleichgemacht werden, ist es legitim, sich zu äußern – friedlich und respektvoll.

Selbst in Israel gibt es viele Stimmen, die das Vorgehen der eigenen Regierung kritisch sehen. Das zeigt: Kritik an politischen Entscheidungen ist kein Angriff auf ein Volk, sondern Ausdruck einer lebendigen Zivilgesellschaft.

Ein Appell an die Nachdenklichkeit

Viele deutsche Bürger haben sich informiert, nachgedacht und sich entschieden, ihre Stimme zu erheben und sind mitmarschiert.  Ob aus Pflichtgefühl oder Mitgefühl – ein wenig Verständnis für jene, deren Heimat in Trümmern liegt, deren Familien in Angst leben oder bereits Angehörige verloren haben, wäre angebracht. Auch wenn es manchmal nervt. Die, welche hierdemonstrieren, sind nicht die welche die Kriminalstatistik tunen …..

 

 

Letzte Änderung am Sonntag, 28 September 2025 10:03