Obwohl sie meist nur regional wahrgenommen werden, haben Schützenvereine quer durch Europa eine lange Tradition.
Sie entstanden im Mittelalter als Bürgerwehren, die zum Schutz der Menschen in Städten und Gemeinden dienten und / oder als Notgemeinschaften mit gegenseitiger Hilfe in Zeiten von Kriegen, Hungersnöten, Pest und anderen Seuchen, die in Europa wüteten. Der Kampf um die Freiheit, die Hilfe und Solidarität untereinander, der Wille zum Frieden und zum Schutz der eigenen Familien mündete schließlich im Leitspruch „Glaube – Sitte – Heimat“.
Gottlob leben wir heute in Freiheit, Wohlstand und Frieden.
Die im Mittelalter sinnvollen Handlungen der Schützengilden erübrigen sich. Begriffe wie Glaube oder Sitte wirken in einer Zeit der Kirchenflucht und lockerer Moral als verstaubt.
Warum existieren dann heute noch Schützenvereine, die irgendwelche verstaubten Traditionen leben und was tun sie?
Tradition bedeutet, das Verhaltensweisen, Ideen, Lebensart innerhalb einer bestimmten Gruppe oder Region entwickelt und von Generation zu Generation weitergegeben werden.
Fahnen, Uniformen, Marschmusik sind äußere Zeichen, um sich als Gemeinschaft zu präsentieren und ein ähnliches Verhalten wie es auch andere Gruppierungen in Sport oder Brauchtum für sich nutzen.
Die eigentliche (treibende) Tradition dahinter ist allerdings der Wille zum Miteinander, der Hilfe untereinander und in Richtung Derer, die Hilfe bedürfen.
Es ist der Wille, diese Gesellschaft menschlicher zu gestalten und notwendige gesellschaftliche Werte zu erhalten.
Im Grunde ist es eine humanistisch geprägte Lebenseinstellung. Nicht mehr und nicht weniger.
Glaube – Sitte – Heimat
Glaube - kirchliche Gemeinschaften werden heute belächelt – obwohl viele Menschen auf Sinnsuche sind - christliche Wertvorstellungen können trotzdem als Orientierung nützlich sein.
Sitte - häufig gleichgesetzt mit Moral in Hinsicht auf Sexualität. Es gibt auch den Begriff „sittenwidrig“ In unserer Welt passiert derzeit viel, was diesem Begriff entspricht und -mit ethischer Denkweise korrigiert – besser für uns alle sein dürfte.
Heimat: das sind unsere Kinder und Familien, denen unser Schutz und unsere Fürsorge gilt. Mit unserer bisherigen gewinnmaximierten Lebensweise stoßen wir an Grenzen. Nachhaltigkeit ist der Megatrend dieser Zeit, dazu gehört auch eine soziale Nachhaltigkeit. Hier braucht es Werte, Verhaltensweisen, Zusammenhalt und die Bereitschaft auch für andere da zu sein zu wollen.
Schützen heute
Einmal jährlich, zum Schützenfest werden sie erkennbar. Sie feiern.. wie andere Gemeinschaften auch.
Mit Fahnen und dann uniformiert… da haben viele in unserem Land ein Problem. Wenn Fußballfans zu Hunderten in Trikots, mit Fahnen und Gegröle losziehen, scheint das „normaler“
Schützen leisten auch heute noch sehr viel in und für unsere Gesellschaft.
Es wird nicht wahrgenommen, weil im Alltag und bei diesen Tätigkeiten keine Uniform getragen wird, die Schützen als solche nicht erkennbar sind.
Schützenvereine sind Orte der Begegnung und des Austauschs zwischen den Generationen wie auch unterschiedlicher gesellschaftlicher Schichten.
Sie fördern das Zusammengehörigkeitsgefühl und stärken so den gesellschaftlichen Zusammenhalt.
Schießsport ist eine Disziplin, die sowohl körperliche als auch geistige Fähigkeiten trainiert.
Schützenvereine bieten die Möglichkeit, diese Sportart in einem sicheren und kontrollierten Umfeld auszuüben.
Jugendarbeit: Viele Schützenvereine engagieren sich in der Jugendarbeit und bieten jungen Menschen die Möglichkeit, sich sportlich zu betätigen und Verantwortung innerhalb des Vereins zu übernehmen.
Einzigartig sind Engagement und Ehrenamt.
Insgesamt engagieren sich in den Schützenvereinen Deutschlands über 273.000 Mitglieder in ehrenamtlichen Positionen.
Durchschnittlich ist jeder Ehrenamtliche 17,7 Stunden pro Monat für seinen Verein tätig.
Bundesweit ergibt sich daraus eine Arbeitsleistung von rund 4,8 Mio. Stunden, welche in den Schützenvereinen jeden Monat erbracht wird.
Hieraus resultiert eine monatliche Wertschöpfung von 72 Millionen €uro, die durch ehrenamtliche Leistungen erbracht wird.
(Quelle:
Sportentwicklungsbericht im Auftrag des Bundesinstituts für Sportwissenschaft (BISp) und Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB))
Hinzu kommen Spenden der Verbände und Mitgliedsvereine, die für soziale Projekte und Hilfsmaßnahmen ins Allgemeinwohl fließen.
Wandel und Veränderung
Auf dem Weg in die Zukunft unterliegen auch die Schützenvereine deutlichen Veränderungen, teils gelingen diese schnell und gut, woanders geht es langsamer.
Manche Schützenvereine legen den Fokus verstärkt auf moderne Schießsportarten wie Laser- oder Bogenschießen, die weniger kontrovers sind als das traditionelle Schießen mit Feuerwaffen.
Auch ein Aspekt: die Erweiterung des Angebots um weitere Freizeit- und Sportaktivitäten um ein breiteres Publikum anzusprechen und neue Mitglieder zu gewinnen.
Wichtig: Inklusion: aktiv auf Menschen zugehen, die bisher unterrepräsentiert sind, und ein offenes, inklusives Umfeld schaffen, in dem jeder willkommen ist. (Behindertensport)
Die festgefahrenen Geschlechterrollen innerhalb der Vereine spiegeln konservative Denkweisen und sind nicht zeitgemäß, auch hier ändert sich aktuell vieles.
Fazit
Unumstritten ist der soziale Beitrag der Schützen ins Allgemeinwohl.
Er entlastet dort, wo Staat oder Kirchen nicht mehr leisten können.
Für die Zukunft brauchen wir die menschlich und in Richtung Allgemeinwohl geprägte Denk- und Lebensweise – soziale Nachhaltigkeit für eine friedvolle Gesellschaft.
So manche Schützen(vereine) können hier (neben anderen Institutionen) Vorbild sein.
Besser gesagt: KÖNNTEN Vorbild sein… denn wer weiß schon davon?
Die Zukunft von Schützenvereinen im 21. Jahrhundert hängt davon ab, wie sie sich den veränderten gesellschaftlichen Anforderungen anpassen können. Es ist wichtig, die Tradition und Kultur, die mit Schützenvereinen verbunden sind, zu bewahren, aber gleichzeitig auch offen für Veränderungen und neue Ideen zu sein.