Donnerstag, 27 April 2023 11:38

Brauchtum in der Krise

Für das Brauchtum ist es mittlerweile 5 vor 12!

Vielen Menschen, selbst Brauchtumsfreunden ist gar nicht bewusst, wie schlecht und schwierig es um Veranstaltungen wie Volksfesten, Karneval, Schützenfesten oder anderen Traditionsveranstaltungen steht.

Probleme vielfältiger Art
Es sind nicht nur die rückläufigen Zahlen bei Besuchern oder Mitgliedern, die im deutlichen Kontrast zu den stark gestiegenen Kosten in allen Bereichen stehen und Sorgen machen.
Im Blickpunkt stehen auch Aufgaben und Verantwortung, die langsam keiner mehr übernehmen will. Die Regulierungswut der Behörden ist ebenso stark angestiegen, wie die Zahl der gesetzlich vorgeschriebenen und einzuhaltenden Vorschriften und Maßnahmen. So werden Veranstaltungen zu einem Risikospiel für die Verantwortlichen, welche die Verantwortung tragen, haftbar sind und hierdurch oftmals mit einem Bein im Gefängnis stehen.

Gesellschaftliche Entwicklung
Als sei Dieses alles nicht genug, kommen die Folgen der Pandemie und der gesellschaftlichen Entwicklung der letzten Jahre hinzu.
Nachwuchs fehlt an allen Stellen in allen Vereinen. Auch hier hinterlässt die Pisa-Studie Spuren. Jugendliche und Schüler, die nicht wissen was ein Osterfest bedeutet, kennen auch nicht die soziale Bedeutung von Vereinen oder Festivitäten. Sie wissen nichts über die sozialen Aspekte, aber auch Leistungen um das Allgemeinwohl von Schützenwesen und Karneval.

Leistung nicht anerkannt
Das ist nicht nur falsch, sondern auch diskriminierend. Das hat mit den erbrachten Leistungen des Brauchtums nichts zu tun und ist widerlegbar.
Wo bleiben Respekt, Toleranz und Miteinander in einer solchen Politik, welche es sich zum Ziel gesetzt hat, die Menschen zusammenzuführen?

Der Karneval spült jährlich unglaubliche Summen in die Steuersäckel der Kommunen. Volksfeste, so wie die größte Kirmes Rhein, von Schützen organisiert ebenfalls.
Das Schützenwesen sendet eine monatliche Wertschöpfung in Höhe von 72 Millionen €uro, die durch ehrenamtliche Leistungen, Geld oder Sachspenden erbracht werden, in Richtung Allgemeinwohl. Brauchen wir das alles nicht mehr? 

Das Brauchtum im Niedergang?
Wer die Karnevalumzüge 2023 miterlebt hat wird festgestellt haben, die Zahl der Musikkapellen war drastisch reduziert. Viele Musikkapellen haben sich während Corona aufgelöst. Ein Fakt der auch die Schützenzüge schwieriger macht.
Karneval im Viertel? Auch das gehört langsam der Vergangenheit an. Künstler oder Musikzüge, die durch die Kneipen ziehen, sind ebenso Rarität geworden wie Kneipen oder Vereinslokale.Die Zahl der Zeltwirte ist drastisch geschrumpft. Der Fachkräftemangel trägt sein Übriges zu der Situation bei. Dazu die wirtschaftliche Situation in unserem Land, welche vielen Menschen Sparzwänge auferlegt und als Gegenwehr mehr Arbeit erfordert.Schützenumzüge können nicht marschieren, weil die unterbesetzte Polizei mit einer Vielzahl von Demos beschäftigt ist. 2023 wurden etliche Karnevalsumzüge abgesagt, weil die behördlich vorgegebenen Hürden unüberwindbar waren.Die Zukunft von Karneval, von Schützenfesten und Martinszügen, von Veranstaltungen wie Landshuter Hochzeit oder Further Drachenstich ist ebenso in Frage gestellt, wie die Existenz der zugehörigen Vereine, dies hier ehrenamtlich agieren.

Was bleibt uns dann?
Vereine sind der Kitt dieser Gesellschaft, fördern den Zusammenhalt, daß Miteinander und Verstehen, entgegen der Entwicklung von Einsamkeit, Anonymität und Verrohung der Gesellschaft.

Ein gesellschaftliches Leben ohne Höhepunkte, Feste und Zusammenhalt?
Minimiert auf eine konsumierende und gleichgeschaltete, gehorsame Gesellschaft?
Wollen wir das?

Soll das Brauchtum überleben, dann erfordert es die Anstrengung Aller!
Für Unterstützung in der Corona-Zeit gilt es den Verantwortlichen Danke zu sagen.
Die Politik allein wird das Brauchtum aber nicht retten können. Zum einen, weil es auch dort konträre Bewegungen gibt, vor allen Dingen aber, weil in dieser Zeit der globalen Veränderungen und Krisen weit wichtigere Aufgaben zu bewältigen sind.

Rene Krombholz