Eigentlich würden die Bilker Schützen am kommenden Wochenende ihr Schützenfest feiern, ein ganz Besonderes sogar! Nachdem 2020 alle Festivitäten zum 575. Geburtstag coronabedingt abgesagt werden musste, sollte dieses Jahr 575 plus Eins gefeiert werden. Die Corona Vorgaben von Bund und Land haben diese Pläne allerdings auch 2021 Zunichte gemacht.
So wird es in diesem Jahr nur ein recht abgespecktes Szenario geben. Am Schützenfest Sonntag werden sich Vorstand, König und Offizierscorps (corona konform) zu einer Kranzniederlegung am Ehrenmal der Bilker Schützen auf dem Südfriedhof treffen. Anschließend findet in St. Martin ein Festgottesdienst mit begrenzter Teilnehmerzahl statt. Derzeit sind die Inzidenzzahlen erfreulicherweise so niedrig, dass sich Mitglieder einzelner Kompanien wenigstens teilweise privat treffen können.
Ansonsten hat der St. Sebastianus Schützenverein Düsseldorf Bilk die Pandemie bisher recht gut überstanden. „Es hat kaum Mitgliederschwund gegeben,“ sagt der erste Chef Ulrich Müller, „Allerdings fehlte uns Allen – wie überall – das Zusammensein!“
Letztlich sind aber viele Schützen sehr erstaunt darüber, dass sich ein Teil des gesellschaftlichen Wandels in die Richtung des Schützenwesens bewegt. Ein besseres Miteinander, Nachhaltigkeit in vielen Bereichen aber auch die Renaissance von Werten, sind Themen in Wirtschaft und Zukunftsinstituten. Zusammenhalt und die Hilfe untereinander – im Bilker Verein, auch unter dem Motto „ZOSAMME“ gelebt, verbindet nicht nur Mitglieder, sondern auch den Ortsteil, Nachbarn Freunde, Sponsoren und anderes Brauchtum.
Nachhaltigkeit, die jetzt plötzlich in aller Munde ist, wird bei den Schützen immer schon gelebt und ist in den Statuten verankert. Die älteren Schützenvereine wurden in Kriegs- und Pandemiezeiten (Cholera / Pest) — als Not‑, und Schutzgemeinschaften im Mittelalter gegründet und haben ihren Grundgedanken des Schützens und gegenseitiger Hilfe bis heute beibehalten.
Über die Jahrhunderte hinweg haben Schützenvereine Pandemien und Seuchen, Hunger, Kriege und die verschiedensten Staatsformen überlebt. Seit den Anfängen haben sie ihre demokratischen Prinzipien vertreten und bis heute erhalten können und sind, ohne jeglichen Standesdünkel vom einfachen Arbeiter, über promovierte Mitglieder bis hin zu Monarchen, durch gemeinschaftliche Ziele gleichberechtigt vereint.
Nicht nur das, das was heute unter dem Begriff „Konnektivität“ als besonders wertvoll erachtet wird, ist bei den Schützen seit Jahrhunderten Realität. Ohne Übertreibung dürfen Schützen behaupten, im ältesten Netzwerk dieser Welt zu Hause zu sein. Das Schützenwesen ist von der holländischen Nordseeküste bis hin zum Ural und von Schweden bis hin über die Alpen über nationale Grenzen hinweg vereint, wobei die nationalen Eigenheiten in den Regionen bewahrt werden konnten.
Vieles von dem, was derzeit als gesellschaftlicher Wandel propagiert und von der Zukunft eingefordert wird, ist im Schützenwesen immer schon Normalität. Was vor Jahren noch als altbackenes Gedankengut abgetan wurde, scheint plötzlich wieder wichtig für die Welt von morgen.
Schön wäre es, wenn sich die Politik diesem gesellschaftlichen Wandel anschließen und entsprechende Rahmenbedingungen schaffen würde so die Aussage der Bilker Schützen.