Freitag, 13 Juni 2014 00:00

Facebook & Orkan

Facebook & Orkan Spencer - Fotolia

Ein Blick hinter die Kulissen...

 

Da war doch wahrhaftig ein Orkan über uns hinweg gefegt, eine Naturgewalt solchen Ausmaßes kannte unsere Stadt bisher nicht, ist ja auch eher ungewöhnlich. Nachdem der Sturm abgeflaut und die Gefahr gebannt war, zog es mich nach draußen um einmal die Lage zu erkunden.

Die Tatsache der vielen geknickte Bäume, Äste, Verkehrsschilder, erstaunte mich weniger als die Tatsache, dass die Lokale und Restaurants rund um die Bilker Kirche noch bis zum letzten Platz gefüllt waren. Vorwiegend jüngere Menschen aßen, tranken und erzählten in bester Laune, anscheinend kam niemand auf die Idee, das Unwetter könne zu Hause Schäden angerichtet haben. Ebenso wenig rechnete man damit, dass öffentliche Verkehrsmittel nicht erfahren könnten. Ganz offensichtlich ist es so, dass besonders unsere jüngeren Generationen, solches Geschehen und die Folgen daraus nicht kennen, eben weil sie es nie erlebt haben.

Aus neuen Erfahrungen lernen wir - und das hier waren wahrhaftig neue Gegebenheiten. Umso gespannter beobachtete ich in darauf folgenden Tagen die sozialen Netzwerke.

Interessant was hier entstand. Düsseldorf gilt (in den Augen Fremder) als arrogant und hochnäsig, was sich hier aber mit Teilnahme untereinander, Gefühl und angebotener Hilfe entwickelte, war beachtlich und hatte nichts mit Arroganz zu tun.

Großartig auch die Dankesbekundungen an Helfer und Retter, das war verdient und vorbildlich. In Zeiten der Not rücken die Menschen zusammen, das soziale Miteinander tritt in den Vordergrund und macht das Ganze erträglicher. Auch wenn die Not noch überschaubar war…. wir sind ja mit einem blauen Auge davon gekommen.

Andreas C. „An dieser Stelle mal ein großes Lob an alle Einsatzkräfte wie Feuerwehr Düsseldorf, Polizei und Rettungsbesatzungen. Was ihr in der vergangenen Nacht geleistet habt verdient großen Respekt!“

Miriam H.„Ich find es hart und sehr erschreckend, das nach dem Chaos von heute Nacht, viele Leute sich beschweren, das nichts pünktlich ist, oder nichts fährt - Helft euch untereinander. Bildet Fahrgemeinschaften, leiht euch Werkzeug vom Nachbarn oder helft ihm bei der Schadensbeseitigung. Verteilt an die die Helfer Getränke, ne Kleinigkeit zu essen, aber hört auf Streß zu machen!!!! Die Leute haben verlernt sich selbst und anderen zu helfen.

Ignatz. H.„habe heute frei und ein Fahrrad – Wenn jemand dringend was besorgt haben muss… !“

Kirsty P.hofft: „dass auch wirklich alle Obdachlosen die Nacht gut überstanden haben, dass genug Läden/Lokale oder was auch immer die Leute reingelassen haben !!!“

Und bekommt solche Antworten:„Läden und Lokale sind, wie jedes andere Geschäft auch, Niveau und Gewinn orientiert. Wieso sollten diese Geschäfte sich diese Leute mit schlechtem Körpergeruch, schmutzigen Anziehsachen mit Tüten, Taschen und auch noch Hunden in den Laden holen und die normalen Kunden, also jeden hier von uns, vertreiben?“

Eines war auffallend:
So einige Ausreißer gab es dennoch! Es ist ein Vorrecht der Jüngeren noch lernen zu dürfen.
Unter diesem Aspekt sehe ich so einige Entgleisungen, die eher auf ein verwöhntes und sinnbefreites Heranwachsen schließen lassen, als auf gute Erziehung und Wertevermittlung.

Das scheint ohnehin ein wunder Punkt in unserer Gesellschaft zu sein: Beides findet kaum noch statt. Erstaunlich sind die Reaktionen die aus solchen Kommentaren entstehen. Dialoge, Erklärungen und Diskussionen stellen oftmals einen Konsens her und lassen ein Umdenken erfolgen.

Tatjana I.wollt mir grad ne Pizza bestellen. Dieses Dreckspack will nicht mehr fahren, sollen mal drüber nachdenken wo die ohne uns wären!“

Alex F.Bullerei und die Feuerleute sind total überfordert – wofür bezahlen wir die eigentlich? Sch…Pack!“

Sebastian W. „Diese Affen von der Rheinbahn kriegen wieder nichts, aber auch garnichts auf die Reihe! Aber ständig Fahrpreise erhöhen… “

Tina S.Die Grundschule bleibt 2 Tage geschlossen, und meine Tochter? Soll ich mir etwa frei nehmen? Das Lehrerpack macht es sich mal wieder bequem!!!“

Marion S. „Der Sturm ist zwei Stunden her. Die Idioten fahren immer noch mit Tüta – Wichtigtuerei!“

Man kann solchen „unbedarften“ Schreibern noch nicht einmal böse sein, sie kennen es oft nicht anders, haben nichts anderes kennengelernt. Selber bin ich auch Admin einer Facebookgruppe mit über 600 Mitgliedern, auch hier erlebe ich ähnliches. Nur ganz selten kommt es zu Beschimpfungen oder Konfrontationen, aber sehr oft gibt es den Konsens der dann den berühmten Horizont erweitert.

Das bestätigt die Aussage einiger Trendforscher die da behaupten: Erziehung findet heute nicht nur durch Schule, Kirche und Elternhaus statt, sondern auch über das Internet. Und da wo das alles nicht rundläuft, da gibt es noch Facebook und soziale Medien. (und natürlich die Menschen die dahinter stehen und ihre Meinung vertreten)

Lässt hoffen! Daumen hoch, gefällt mir!

Letzte Änderung am Freitag, 13 Juni 2014 18:46

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